Montag, 24. August 2015

Panama City - von Banken & und Hochhäusern, von Abschiednehmen und Resümieren

Anfang April geht unsere Reise dem Ende zu. Von Santa Catalina aus fahren wir per Bus Richtung Panama City. Ein ganzer Schwung Hotelgäste begleitet uns.
Der Partybus nach Panama City
Ich bin traurig, dass die Zeit vorbei ist, fühle mich gefangen zwischen dem Gefühl, wie schnell die Zeit während des Reisens vergeht und dem Gefühl, schon ewig unterwegs zu sein – das Zeitgefühl völlig verloren zu haben. Ein gutes Gefühl. Wir haben viel erlebt und jeden Tag hundertprozentig ausgenutzt. In Panama City fühle ich mich dann aber wirklich verloren. Nicht in der Zeit, sondern in der großen, leuchtenden Stadt, voller Hochhäuser und Banken. Schon vermisse ich die Ruhe, die Langsamkeit und Einfachheit des Lebens, an die ich mich doch gerade erst gewöhnt hatte. 
First impressions

Am nächsten Morgen wollen wir die Stadt erkundigen, mein erster Eindruck bleibt bestehen. Ich kann mich nicht anfreunden mit Panama City und dem bestärkten Empfinden, dass sich in jedem zweiten Hochhaus eine Bank befindet.





Sebastién, Sue und ich laufen zur „Old Town“ – ein Stadtteil, der mir wesentlich besser gefällt. Statt perfekt durchdachter Architektur erwarten uns Häuser mit Geschichte, Straßenkunst und Leben statt Perfektion.  
Old Town Panama City

Aber mein Kopf ist schon gar nicht mehr in Panama, meine Gedanken kreisen schon um das, was mich zuhause erwarten wird – Auszug, Wohnungssuche, Planlosigkeit… Realität. Ich versuche, mich einzulassen auf die Stadt, das Schöne in ihr zu sehen, die positiven Erinnerungen aufleben zu lassen, aber ich bin ein mürrisches Kind, genervt von allem und jedem. Und noch genervter von mir selbst, weil ich mir durch meine schlechte Laune den Tag verderben lasse. 

Time to say Goodbye!
Abends besuchen und Kelly und Graham, die wir auch in Santa Catalina kennengelernt haben und wir nehmen Abschied voneinander. Meine schlechte Laune verwandelt sich in Traurigkeit und noch mehr Ärger darüber, dass ich es nicht schaffe, im Moment zu leben, die Zeit mit lieben Menschen zu genießen, sondern meinen Gedanken so viel Macht geben muss.
Am nächsten Morgen muss Sue ganz früh zum Flughafen. Wir versprechen, uns ganz bald in Europa zu treffen. 

Der Bus zum Flughafen
Am Vormittag lerne ich Ahmed aus Ägypten kennen, der schon etwas länger in Panama City ist und mir einige schöne Ecken der Stadt zeigen will. Er begleitet mich und leiht mir seine Buskarte, sodass ich per Bus zum Flughafen fahren kann. Der Weg nach München über Madrid kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Auch wenn ich mich freue, meine Liebsten zu treffen, graut mir schon vor dem Post-Reise-Loch, in das ich zwangsläufig immer falle. Nach allen Abenteuern und permanenter Zerstreuung zurück in Routine und Alltag, zu Kautionsfragen und Steuererklärungen. 


Ich habe mich wieder sehr verändert. Ich habe Momente vollkommener Zufriedenheit und Glückszustände erlebt. Ich habe viele Kilometer mit schwerem Rucksack zurückgelegt, per Bus, Auto, auf Ladeflächen und zu Fuß. Ich habe geputzt und geschrubbt, viel Yoga praktiziert, zahlreiche Sonnenuntergänge angeschaut, mich als Aschenputtel und Prinzessin gefühlt. Wurde von Affen gebissen, habe Riesen-Daiquiris getrunken und zu viele Menthol-Zigaretten geraucht und einige Kilo Wassermelone gegessen. Ich habe mich entspannt und gesonnt, habe Pyramiden aus Bambus gebaut und wurde zum Spezialisten von Komposttoiletten und Recyclingsystemen. Ich habe getanzt, gelacht, gefeiert, zelebriert, meditiert und zwei Dosen Seifenblasen verpustet. Ich habe gelitten und einige Stunden auf der Toilette verbracht. Ich habe alte Freunde getroffen und ein neues Land kennengelernt. Ich bin barfuß durch Schlamm marschiert und habe Sand in allen Farbtönen gesehen. Ich habe nach Schätzen im Dschungel gesucht und Honigbären gestreichelt. Ich habe Unterricht in Entspannung, Kokosnussknacken und Surfen bekommen. Habe Delfine, Haie und Schildkröten gesehen und…. Die Liste könnte endlos sein.
Doch vor allem habe ich wieder Menschen kennengelernt, von jedem einzelnen ich wieder einiges lernen durfte. Allen voran natürlich Sue, die in einen Eimer voller Liebe und positiver Energie gefallen zu sein scheint und in mir den Wunsch erweckt hat, die Gefühle der Reise, die Momente vollkommener (Selbst)zufriedenheit und Glückseligkeit aufrecht erhalten zu können. Orts- und personenunabhängig.


Diese Zeilen habe ich einige Wochen nach meiner Rückkehr geschrieben. Erst jetzt habe ich mir die Zeit genommen, sie in meinen Blog zu schreiben. Das Loch kam, natürlich. Die Veränderungen auch, und dieses Mal als bewaffnete Armee. Aber im Endeffekt versuche ich noch immer  zu glauben, was der kleine Bär und der kleine Tiger während ihrer Suche nach Panama erlebt haben. Auf Reisen trifft man viele tolle Leute, macht viele wichtige Erfahrungen und lernt, dass das Land der Träume theoretisch überall sein kann, solange man daran glaubt, dass es dieses ist und vor allem Freunde hat, die für einen da sind. Und die habe ich zum Glück ja. Auf der Welt verstreut und dort, wo ich bin.


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