Samstag, 29. März 2014

Mañana, mañana - Lost [in] “[half]island”



Nach unserem kleinen Abstecher zur Monkeyfarm setzen Sue und ich Anfang März unsere Reise fort; wir wollen die Halbinsel Nicoya bis nach Montezuma erkundigen. Wir wissen von den schlechten Verkehrsverbindungen und ignorieren jede Warnung, wie schwierig eine Weiterreise sei und fahren erst einmal nach Sámara zu Couchsurfer Vincente und … bleiben dort. Aus ein bis zwei Tagen Pause werden für mich sechs. Und wer weiß, wie lang ich geblieben wäre, wenn das Schicksal sich nicht wieder eingemischt hätte…
Die Fahrt per Anhalter und Bus nach Sámara war schnell und unkompliziert. Sámara ist eine kleine, nette Stadt mit vielen, netten Leuten, die sich alle zu kennen scheinen. Nach Smoothie am Strand, begleitet von einem kurzen Erdbeben, erreichen wir Vincentes Haus und ich merke sofort: Ich möchte das auch! Ich möchte das kleine Häuschen im Wald mit den blauen Fensterläden, der bunten Schaukel und dem zukünftig als Zimmer fungierenden VW Bus im Garten. Ich möchte ein Haus, das offen für Freunde, Freundesfreunde und zukünftige Freunde ist. 
Ich fühle mich wohl in Sámara und genieße das unkomplizierte Sich-treiben-lassen. Wir beginnen unsere Tage mit morgendlichem Yoga am Strand und misslungenen Surfversuchen, genießen Sonnenunterhänge, nutzen die Zeit zum Schreiben und Reflektieren der letzten Wochen, feiern und grillen zusammen und trinken allerlei Piña Colada. Fühle ich mich untätig, helfe ich spontan bei Edgar´s Obststand an der Straße um die Ecke (Obst als Bezahlung, what a job!) oder bemale Vincentes Zaun. 
Das Leben erscheint einfach, alles möglich, doch mir wird auch bewusst, dass ich nur noch einen Monat in diesem wundervollen Land habe, von dem ich noch so viel zu erkundigen habe. Und ich werde nervös. Ich verschiebe meine Abreise täglich auf den nächsten Tag, immer überzeugt, den Absprung zu schaffen. Doch ich bleibe. Und plötzlich will auch die anfänglich treibende Kraft, Sue, nicht mehr nach Montezuma, sondern gleich von Sámara aus nach San José fahren. Dennoch packe ich eines Tages erneut meine Siebensachen, überzeugt, am nächsten Morgen weiterzureisen. Abends sind wir zum Grillfest bei Thomas, aufstrebendem Hostelbesitzer, eingeladen und meine Überzeugung der Weiterreise wird wieder löchrig. Doch dann erzählen mir vier argentinische Jungs, dass sie am nächsten Tag per Auto nach Montezuma fahren würden und einen freien Platz für mich hätten. Und so hatte ich es endlich geschafft… Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. 

La casa Vincente... 
 
Unser Zimmer


 

Relaxen und arbeiten am Strand


A bissl Sport und Pseudo-Sport








 
Das wird wohl nix...

Warum anstrengen, wenn man auch entspannen kann...

 Sonnenuntergang am Playa Bellavista




 


 


 Und ab und an etwas Arbeit


Obstverkauf an Edgar´s Obststand
 

Mit Pinsel und Farbe...
 


Der Roadtrip beginnt
Die Tränen wurden aber durch meine vier netten und lustigen Begleiter und die abenteuerliche Autofahrt schnell getrocknet. Denn wir machen die Fahrt nicht mit einem für die etwas schwierigen Straßenverhältnisse angemessenem Geländewagen, sondern mit einem kleinen Toyota mit leichtem Übergewicht (Okay, das mit dem kleinen Rucksack, den ich mitnehmen werde, war gelogen). Aber wir schaffen es nach etwa 6 Stunden, bergauf und flussdurch, zu Rad und ab und an auch zu Fuß, da wir teilweise tatsächlich zu schwer waren, ausseigen und laufen mussten.
Unwegsame Straßen










Aber wir haben es geschafft!


Montezuma ist eine kleine Stadt für Aussteiger mit Hippieflair, kostenlosen Yogastunden und Bananengeruch. Wir finden ein nettes, günstiges Hostel mit wunderschönem Meeresblick und lassen den Abend zeitig nach einem Abendessen enden, um am nächsten Morgen fit zu sein. Am nächsten Vormittag wandern und klettern wir zu den insgesamt drei Wasserfällen und springen 15 Meter in die Tiefe. Zwischen Wanderung und Sprung liegen für mich allerdings einige Selbstzweifel, Momente des Zögerns, begleitet von Gruppenzwang und aufmunternden Zurufen meiner Begleiter. Und yeah, I did it. Und ich fühle mich danach heldenhaft mutig und gut. Wir verbringen den letzten gemeinsamen Abend mit Bier am Strand, bevor die Jungs die Pazifikküste erkunden und ich noch etwas in Montezuma verweile. Und so bin ich am nächsten Tag das erste Mal seit Beginn meiner Reise allein und komme somit zum Nachdenken und falle kurzzeitig in ein kleines Panikloch: Die Zeit rennt mir davon, ich will verlängern, weiß aber nicht, ob ich es mir leisten kann. Ich zweifle, ob ich nicht gerade meine Zeit vergeude mit Strandspaziergängen und Feierei. Mein Tief dauert bis zum Nachmittag, dann treffe ich Carla, „Entscheidungscoach“ aus Deutschland. Wir haben die gleichen Reisepläne und verbringend chillend, redend, tanzend, trinkend und feiernd einen weiteren Tag in Montezuma und fahren am nächsten Tag per Fähre und Bus nach Cahuita an die Karibikküste. Auf wen besseres hätte ich in meiner Situation treffen können, als eine Spezialistin für Entscheidungen? Danke nochmals, Costa Rica, dass du so gut auf mich aufpasst und mir stets die richtigen Leute schickst. Doch in Cahuita ist dann ein Coach gar nicht mehr vonnöten, denn mein Schicksal nimmt mir abermals die Entscheidung ab. Und so bleibe ich dort. Bis jetzt…

Am Wasserfall




Trau´ ich mich?!


Y

E

S

Yeah! Und auch der letzte unserer Gruppe traut sich!

Weitere Impressionen von Montezuma


Donnerstag, 20. März 2014

25.2. – 3.3: Zu Vulkanen ohne Lava, Nebenwäldern ohne Nebel und Daiquiris ohne Reue

Nach diesem viel zu kurzen, gleichermaßen verrückten und spirituellen Wochenende und einem Tag der Regeration in Uvita in der Nähe meines geliebten Wasserfalls trennten sich die Wege unserer Reisegruppe: Für Paul ging es Richtung Süden, für Brian Richtung Flughafen und für Sue und mich Richtung Monkeyfarm, mit einem Abstecher ins Zentrum Costa Ricas – zu Nebelwäldern, heißen Quellen, Vulkanen und irrsinnig blauen Flüssen...

Nach einem kurzen Stop in Puntarenas erreichten Sue und ich von Uvita aus unser erstes Ziel: Monteverde, ein nettes kleines Städtchen im Zentrum Costa Ricas, umgeben von Nebelwäldern. Und es ist … kalt. Ich brauche tatsächlich meine Strickjacke, die ich bisher als unnütze Last verflucht habe und friere abends trotzdem. Doch irgendwie ist es auch ganz angenehm, durchzuatmen und nicht immer gegen eine geballte Ladung Hitze anzukämpfen. Am ersten Tag erklimmen wir magische Bäume, beobachten das Spiel einer Affenfamilie und trinken den wohl besten Mango-Daiquiri-Cocktail der Welt. 














Am nächsten Morgen geht es früh raus – wir wollen wandern. Wir haben beschlossen, nicht das Reservat Monteverde selbst, sondern das weniger touristische Santa Elena Reservat zu erkunden. Wir sehen kaum Tiere, dafür jedoch ein wunderschönes Stück Natur. Wir genießen die Stille des Waldes und lassen uns viel Zeit, den Blick auf jedes Rascheln in den Bäumen zu richten. Und wir haben Glück: Die sonst so in Nebel und Wolken eingebettete Gegend ist in diesen Tagen überraschend klar, und sogar auf den Vulkan Arenal haben wir freie Sicht. 


 

Nach so viel Sport und Luft in unseren Lungen gönnen wir uns abends einen weiteren, weltbesten Mango-Daiquiri-Cocktail und lauschen dem Konzert von Jeremy, den ich auf meinem Weg nach Ocotal kennengelernt habe. (Die Wege von Reisenden kreuzen sich hier nämlich früher oder später irgendwie.) Den Abend lassen wir mit ihm, ein paar amerikanischen Jungs und einigen Ticos multikulturell ausklingen. 












 
La Fortuna



Am nächsten Tag geht es mit dem Jeep-Boot weiter nach La Fortuna, zum Vulkan Arenal, um einen weiteren Punkt auf der To-See-Liste Costa Ricas abzuhaken. Wir kommen in „Gringo´s Pete“ unter, einem pinken Hostel mit Streichholzschachtelzimmern, das mich an meinen Hello-Kitty-Bungalow erinnert und mir somit gleich ein Heimatgefühl vermittelt. 
 
Das Wetter spielt mit, das Glück auch. Erick, den ich vor den Bambusduschen auf Envision kennengelernt habe, hat seinen Flug verschoben und begleitet uns die folgenden vier Tage, was uns die Gelegenheit gibt, wundervolle Orte per Auto zu besuchen, die sonst nur per Taxi oder teuer gebuchten Touren zu erreichen sind. 

Oh my god, we are so cute!
 
Arenal @ Sunset


Und so nebenbei: Meine neue Machete!




We are young...
We are free...











Wiederum beschließen wir, uns das Eintrittsgeld für den Vulkan Arenal zu sparen, da dieser aufgrund seiner Aktivität nur aus der Ferne zu besichtigen ist. Stattdessen besuchen wir seinen kleinen, schon früher gestorbenen Bruder, den Cerro Chato, und wandern ohne Stock und mit Hut 1140 Meter hoch und wieder einige Meter runter in den Krater in eiskaltes Wasser, um anschließend nach erfolgreichem Abstieg in heißen Quellen zu entspannen. Pura Vida! 

Let´s get started...



 The way up

 
 
 
 

Oben angekommen

Und ab ins kalte Wasser...

  

We did it! Booyah!
Und danach: Entspannung in heißen Quellen für alle...
 

Am nächsten Tag geht es zum nächsten Geheimtipp: Rio Celeste, der aufgrund einer chemischen Reaktion (ask Google) mit einem überaus magischen Blau überrascht. Wir sind fasziniert, können uns gar nicht mehr losreißen und geraten nach langer Wanderung mit vielen Pausen in heißen Quellen in die Dunkelheit des Dschungels. 







Und auch hier gibt´s heiße Quellen...


... mit faszinierendem Dreck
... und Steinen.

"Und die Ente bleibt drin." (Frei nach Loriot)
Eine Ente auf Reisen



Schwimmen im Krater...

... und im Rio Celeste


... und Chillen in heißen Quellen











Wild, wild monkeys!
 Am nächsten Tag geht es für Sue und mich nach einer langen, planlosen Autofahrt mit dem Bus nach Ocotal, zur Monkeyfarm, um unser restliches Backpack zu holen und uns ausgiebig zu verabschieden. Uns erwartet ein neues Team von Voluntären, das voller Engagement neue Projekte angreift und wir sind froh, zu sehen, wie viel sich in kurzer Zeit getan hat. Und sogar mein Baby ist erwachsen geworden und hat einen etwas älteren Freund gefunden, mit dem sie sich nun tagsüber die Zeit vertreibt und nur zum Essen, Essen klauen, Spielen und Schlafen vorbeikommt. 




Thank you, guys! Love you! :-)
Und wieder ist eine Woche vergangen. Eine Woche voller toller Erlebnissen und toller Bekanntschaften, die viel zu schnell verging. Ich bin sehr dankbar, dass es das Schicksal hier in Costa Rica scheinbar gut mit mir meint und mich stets zu den richtigen Orten und Leuten führt. 










Im Moment (8.3.) bin ich in Sámara, wo mich das Schicksal namens Couchsurfing wieder zum richtigen Ort gebracht hat, zu Vicente und seinen Freunden, wo ich nun seit sechs Tagen im Zelt nächtige und meine Weiterreise stoisch täglich auf „mañana“ verschiebe. Langsam kommt sie aber, die Angst vor dem Ende meiner Reise. Nur noch einen Monat, aber noch so viele Pläne. Schicksal, schenk´ mir doch ein bisschen mehr Zeit…