Costa Rica ist das erste
Reiseland, in das ich tatsächlich zurückgekehrt bin. Nach jedem längeren
Auslandsaufenthalt saß ich bisher weinend im Flugzeug, schwörend, dass ich bald
zurückkäme. Ich hab es nie getan, habe immer neue Länder gefunden. Dieses Mal
schon. Vieles ist anders als beim ersten Mal: Ich bleibe „nur“ (mir dreistem
Aufrunden) knapp zwei Monate (in Wahrheit gerademal 6 ½ Wochen), ich wusste vor
meiner Ankunft, wo ich die erste Nacht verbringen würde und ich reise das erste
Mal nicht allein, sondern treffe Sue – meine liebenswerte, zauberhafte
Freundin aus Frankreich, die ich vor einem hier auf der Monkey Farm
kennengelernt habe.
Und doch ist diese Reise mehr als
ein reiner Urlaub, für mich ist sie Veränderung, Beendung und Brücke. Sie
beinhaltet die Suche auf die Frage, was ich wirklich will. Veränderungen werden
nach meiner Reise kommen. Und wenn es am Ende doch „nur“ der Umzug von meinem
geliebten Bungalow in eine richtige Wohnung ist.
Nach circa 15 Stunden Flug bin
ich abgekommen. Nicht im Paradies, sondern im hektischen Alajuela, von wo aus
ich mich mit zwei Surfern aus Israel und ihrer Gitarre per Bus nach San José
durchschlage und nach langer Suche und hartem Fußmarsch unser Hostel erreiche. Ich
bin erschöpft, fast 24 Stunden wach, habe kaum getrunken, nichts gegessen und
sehne mich danach, richtig anzukommen, im Pura Vida Gefühl. Nach kurzer
Jamsession im Zimmer, Dusche und Smoothie auf der Dachterrasse, schlafe ich
ein, bis zwei Stunden später Sue eintrudelt und mich die Müdigkeit kurzzeitig
vergessen lässt. Der versprochene erste gemeinsame Daiquiri nach einem Jahr
wird dennoch verschoben.
Wir
freuen uns auf gemeinsame Abenteuer, Sonne und Meer, Yoga und Party. Auf Pura
Vida!
Dienstag früh morgens fahren wir
Richtung Norden. Unser Ziel: Yoga Peace Retreat, wo wir eine Woche als
Volunteers arbeiten wollen. Die Busfahrten laufen gut – eine Buspanne plus
erfolgreichem Buswechsel, ein aus dem fahrenden Bus fallender Koffer, der nicht
unserer war, ein schneller Hitchhike zum Endziel. Wir haben es geschafft.
Wir sind sofort begeistert von
diesem Ort, der Ruhe und Erholung ausstrahlt. Da viele Gäste hier sind,
bekommen wir eine private Cabina, die ein bisschen außerhalb des Retreats
liegt. Wir nehmen gleich an der Yogastunde teil und schlafen früh. Und wollen
für immer bleiben.
Der nächste Tag beginnt früh, um
5.30 klingelt der Wecker, um 6 Uhr beginnt die Arbeit mit einem morgendlichen
Treffen, in dem wir uns von Gedanken, die uns beschäftigen, befreien sollen und
über unsere
Gefühle, Ziele und die
Arbeitsaufteilung sprechen. Und mir wird bewusst – hier werde ich wohl nicht
nur Entspannung, Yoga und meine Mitte finden. An erster Stelle steht die
Arbeit, die strikt eingeteilt ist. Sechs Stunden täglich. Wir putzen, kümmern
uns um die Gäste, servieren Essen und arbeiten an zusätzlichen Projekten, wie
beispielsweise Promotion. Es geht um absolutes Engagement und Perfektion. Das,
wovon ich mich etwas befreien wollte – das Streben nach Perfektion und dem Selbstzweifel.
Kurzzeitig gerate ich in diesen Strudel, betrachte die anderen voller Neid, die
problemlos Kopfstand können, Kunstwerke schaffen und noch nach 6 Stunden Arbeit
bei knapp 40 Grad perfekt aussehen. Ich befreie mich von diesen Gedanken beim
morgendlichen Gespräch, male mein erstes Bild seit meiner Kindheit, entwerfe
einen Flyer trotz fehlender Software und versuche, einfach anzunehmen. Das, was
jetzt ist, das Positive und das Negative.
Wir sind eine Woche in Playa
Negra geblieben. Ich habe mich in das kleine Städtchen verliebt, in dem man
innerhalb weniger Tage viele tolle Freundschaften schließen kann und man nie
weiß, welche Abenteuer der Tag für einen parat hat. Planen ist sinnlos, es
kommt eh anders, als erwartet. Und meistens besser. Ein kurzer Strandbesuch endet
mit einem spontanen Kochabend bei Freunden, ein Hitchhike zum Strand mit einem
kostenlosen Privatshuttle nach Tamarindo, eine steinige Wanderung am Strand im
wunderschönen Hotel mit Traummeerblick mit gratis Daiquiris und
Prinzessinnengefühl.
Yoga...
|
... im Studio |
|
... am Strand |
|
... oder auch nicht |
Ich hätte letztendlich bleiben
können, es hätte noch so viele Dinge gegeben, die ich machen wollte, aber ich
fühlte mich auch etwas ausgelaugt, eingeholt von der Zeit, die pünktlich
eingehalten werden musste, sehnte mich nach Urlaubsgefühl, Flexibilität und
Erholung vor meiner nächsten Arbeit auf dem Festival Envision. Und sehnte mich
nach einem Besuch auf der Monkey Farm, unserem nächsten Ziel.
|
Hitchhike zum nächsten Abenteuer! |